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Ein Buch schreiben - und fehlschlagen.
Jeder kann Bücher schreiben. Von wegen!
Warum ich das weiß? Ich habe das „Experiment“ gewagt – ein Buch schreiben, auf Drängen meiner Freunde hin, die schon die ein oder andere meiner Kurzgeschichten gelesen haben. „Du kannst das bestimmt, du bist gut im Schreiben, schreib' doch mal ein Buch.“, denkste. Im Sommer 2009 habe ich mich dann endlich dazu durchgerungen, mit einem Buch anzufangen. Ein Fantasyroman sollte es werden. Der Anfang, das Ende, die Geschichte an sich, alles war in meinem Kopf fertig, doch der Kopf ist leider nicht das Papier.
Warum erfindet man nicht mal einen Computer, der Gedankenlesen und sie aufschreiben kann? Wobei, das wäre blöd, weil dann jeder zweite Satz in etwa so aussehen würde: „Blöder Computer, dein Brummen nervt.“ Oder auch: „Ich hab' Hunger.“
Da ich Anfang des Schuljahres schon einige Kapitel fertiggestellt hatte (und ich nicht wusste, was ich sonst machen soll), habe ich mich spontan dazu entschlossen, eine GFS (eine Art Referat) über mein eigenes Buch zu halten – das würde ich später bereuen. Einige Wochen nichts an dem Buch geschrieben, schon war die Motivation und die Inspiration wie weg gewaschen. Blöd nur, wenn man es gezwungenermaßen fertig stellen muss, um ein Referat darüber halten zu können. Also versucht man, irgendwie weiter zu schreiben. Wenn man nicht mal selbst ein Buch schreibt, dessen Ausgang man schon kennt, sieht man gar nicht, welche Probleme sich da auftürmen können: „Soll ich dem Leser etwas vorweg nehmen?“, „Wie gestalte ich den Übergang von hier nach da?“, „Irgendwie ist das nicht so, wie es in meinem Kopf war.“ und natürlich „Man klingt das scheiße.“ Der aller größte Fehler, den man dann begehen kann, ist, sich Inspiration von anderen Fantasyromanen zu erhoffen. Warum? Der gegenteilige Effekt tritt ein: man vergleicht sich selbst mit den erfahrenen, verlegten Autoren und merkt, wie schlecht das eigene Buch wirklich ist, das versenkt natürlich die eigene Motivation ins Negative.
Da inzwischen Monate vergangen waren, ohne, dass irgendetwas, was ich geschrieben hatte, mir gefiel (und nicht gleich wieder gelöscht wurde) und ohne, dass ich in irgendeiner Weise voran kam, habe ich meine alten Kapitel wieder durchgelesen. Man waren die schlecht. Und das ist keine Übertreibung, sie waren wirklich schlecht. Nur Story, kaum Beschreibungen, kaum Absätze, Punkte oder sonstiges, man könnte das schon fast mit „Michael Kohlhaas“ vergleichen, nur eben, dass Kohlhaas kein Fantasyroman ist, sondern ein Drama. Ich wollte aber kein Drama schreiben, also habe ich mich entschlossen, die Kapitel zu verbessern, umzuschreiben, das gab mir einen neuen Motivationsschub, der genau so lang währte, bis ich an eine Stelle kam, wo ich einfach nicht mehr wusste, was ich schreiben soll (was leider schon nach 3 Kapiteln der Fall war).
Was tun? Ich musste ja immer noch dieses blöde Referat über das Buch halten. Also habe ich mit meinem hypermotivierten Deutschlehrer unterhalten. Der meinte, das sei kein Problem, wenn das Buch unvollständig sei, Kafka habe ja auch viele Romanfragmente. An dieser Stelle sei anzumerken, dass Kafka einer meiner Hassautoren ist. Mit Kafka verglichen werden, das war bitter und beleidigend, also kam ich heim und versuchte neuerdings weiterzuschreiben und schlug fehl. Der „Overkill“ erfolgte, als schließlich im Sommer 2010 das Buch erschien, auf das ich schon ein Jahr wartete – Sturmwelten, Jenseits der Drachenküste von Christoph Hardebusch. Das Buch ist einfach göttlich und verglichen zu meinem eine komplett andere Kategorie. Ich habe aufgegeben, das Buch fertig schreiben zu wollen. Das Referat muss ich darüber trotzdem noch irgendwie halten – vielleicht kann ich ja meinen Lehrer überreden, nicht direkt über das Buch, sondern über den Schreibprozess das Referat zu halten – wäre zumindest interessanter, als ein Buchfragment mit 7 Kapiteln zu lesen, die keinen Übergang und keine feste Reihenfolge haben, denn ich bin ja nicht Kafka.
Was war also das Resultat meiner fast zweijährigen Kopf-Zermahlerei? Ich habe kein Buch, keine Motivation mehr auch nur eine winzige Kurzgeschichte zu schreiben und mein Selbstwertgefühl hat sich irgendwo unter dem Keller versteckt.
Und die Moral von der Geschicht – schreibe kein Buch, niemals nicht.
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